Reisebericht Türkei 2001

Tauchsafari zwischen Marmaris und Fethiye

Die im Juli 2001 durchgeführte 14-tägige Tauchsafari, wieder mit BARIS’M Tauchcharter, führte zunächst von Gözek aus eine Woche lang in den Süden, um dann wiederum eine Woche lang die Nordtour bis Marmaris durchzuführen. Dieser Charter hat den großen Vorteil, dass neben dem großen „Wohnboot“ ein kleines Tauchboot mitgeführt wird, auf dem sich die Tauchsachen und der Kompressor befindet. Das Tauchboot entfernte sich nach den Tauchgängen, um in aller Ruhe die Flaschen zu füllen, ohne dass wir etwas davon mitbekommen haben. So hatten wir jederzeit unsere Ruhe und genügend Platz an Bord.

In einer malerischen Bucht gelegen gehört Gözek im Sommer zu einem Treffen des internationalen Jetset. Empfehlenswert ist der Besuch des wöchentlichen Marktes, der noch seine Ursprünglichkeit bewahrt hat. Ansonsten ist der Ort recht klein und überschaubar.

Fethiye: Die Stadt unterscheidet sich von anderen türkischen Küstenstädten dadurch, dass es hier keine Hochhäuser gibt und die Stadt immer noch klein-städtisch-ländliche Züge trägt. Der alttürkische und teilweise noch antike Stadtkern, der trotz zahlreicher, zum Teil schwerer Erdbeben noch erstaunlich gut erhalten war, wurde bei dem Erdbeben 1957 größtenteils zerstört.
Nur 14 km südlich vom Stadtzentrum entfernt befindet sich Ölüdeniz, die Blaue Lagune, der schönste Lagunenstrand der Türkei, der bei einer solchen Tauchsafari auch nicht fehlen darf. Übernachtet haben wir an der Gemiler-Insel, wo sich Ruinen aus byzantinischer Zeit unter Nadelbäumen befinden.

Die Fahrt führt uns vorbei an Patara, einem Traumstrand, 400 m breit, acht Kilometer lang. Tagsüber gehört er den Menschen, nachts den Caretta-Meeresschildkröten, die hier im Sommer ihre Eier ablegen bis nach Kalkan. Kalkan ist ein malerischer Fischerort mit wunderschönen Gassen, Häusern und Geschäften. Bis 1922 hieß der Ort Kalamaki und war rein griechisch. Die Kopfstein gepflasterten, meist steilen Straßen von Kalkan führen zum idyllischen Hafen. Bis jetzt hat der Tourismus die beschauliche Ruhe nicht sonderlich stören können. In der Nähe von Kas blieben wir über Nacht, um am nächsten Tag in den Hafen zu fahren.

Kas: Bougainvillen, geschnitzte Holzbalkone, antikes Theater, lykische Sarkophage Kopfsteinpflaster – die Haupteinkaufsgasse der kleinen, ruhigen Stadt mit dem griechischen Flair. Zahlreiche Restaurants warten auf Gäste am Hafen und in der Altstadt mit Tischen unter freiem Himmel. Die bezaubernd unbeschwerte Atmosphäre und der Charme des originellen Städtchens machen Kas so anziehend. Das größte und bedeutendste lykische Grabmal steht mitten in der Stadt – aus dem antiken Antiphellos. Die Tauchänge bei Kas gehörten zu den besten während unserer Reise, selbst Barakuda Schwärme waren zu sehen.

Das Leben an Bord war unkompliziert und leger. Selten gab es bei unseren Tauchreisen auch auf engsten Raum Probleme. Tauchen, Relaxen, Essen, Tauchen, Relaxen, Essen etc. etc. Auch unsere olympischen Wasserballett-Einlagen waren einsame Klasse. Wir lernten tolle und einsame Buchten kennen, manchmal auch mit zahlreichen Booten belegt, aber das störte niemanden. Spiele sowie Musikeinlagen mit Mike und Annika brachten hervorragende Talente mit Gesangeinlagen zum Vorschein, offensichtlich waren einige besser im Singen als im Tauchen.

Das antike Myra ließen wir diesmal „links“ liegen. Myra ist Kunst für die Toten: gemeint sind die Felsengräber der Lykier in der See-Nekropole aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Zur Zeit des Bischofs Nikolaus soll ein bettelarmer Mann in Myra gelebt haben, der seine drei Töchter zu Prostituierten machen wollte, weil sie heiraten sollten, der Vater aber keine Mitgift zahlen konnte. Und die drei weinten und weinten. Der Bischof hörte das Jammern, packte ein Goldsäckchen und ritt des nachts zum Haus der Familie. Alle Türen und Fenster verschlossen! So musste er auf das Dach des Hauses klettern und die Goldstücke in den Kamin werfen. Sie fielen sanft in die Mädchensocken, die dort zum Trocknen hingen. Heute steckt er seine Geschenke in die Schuhe vor der Haustür! Was seine Arbeit als Nikolaus wesentlich leichter macht. Sarg und Kirche des heiligen Nikolaus (ca. 300 – 350) sind noch erhalten. Auch wegen des 10.000 Plätze großen römischen Theaters und der lykischen Felsengräber ist Myra eine touristische Attraktion. Auf dem Weg nach Kekova wurde unser Boot von einem Schnellboot der türkischen Küstenwache kontrolliert.

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Kekova: Das herrliche Gebiet um die Insel Kekova, eine ca. nur 7 km lange Insel, mit seinen zahllosen Buchten, Inselchen und antiken Stätten gehört zu den schönsten Ferienorten des türkischen Mittelmeeres. Der Ort ist durch Erdbeben unter den Meeresspiegel gesunken und hat zahlreiche Häuser, Tempel, Plätze zerstört. Der Boden ist noch übersät von den Unterwasserruinen und wunderschönen Mosaikböden, selbst die ehemalige Hafenanlage ist noch unter Wasser zu erkennen. Das Ganze hat nur einen großen Nachteil: es besteht wegen der antiken Stätte strengstes Tauchverbot in Bereich der „Sunken City“.

Von Kekova aus hat man einen wunderschönen Blick auf die Burg Simena, die über dem heutigen Dorf Kale thront. Inschriften zufolge wurde Simena im 4. Jh. v. Chr. am Golf von Kekova gegründet. Im Innern der Burg befindet sich ein kleines, in die felsige Rückwand hinein gebautes kleines Theater. Dies ist das kleinste Theater Lykiens mit nur 7 Sitzreihen. Im Westen des Theaters befinden sich Felsengräber und über diesen eine römische Steinmauer. Auf Grund der großen Hitze war das ein sehr kurzer Kulturrundgang. Am Hafen wird Kelimteppiche als Blickfang für Touristen angeboten. Ein lykisches Grab, der berühmteste Sarkophag der Türkei und Wahrzeichen von Simena, steht mitten im Wasser.

Finike: Endpunkt unserer Südtour, wo wir im Hafen auf dem Schiff übernachteten. Es blieb genügend Zeit, in die Stadt zu bummeln. Am nächsten Tag ging es nun zurück auf der Nordtour in Richtung Marmaris. Eine der wichtigsten Unterbrechungen war das Gebiet um Dalyan.

Dalyan: Das Delta von Dalyan und der Königsweg in die Antike. Über das an dem Köycegiz See gelegene Dorf Köycegiz gelangt man zum Fischerdörfchen Dalyan und den Ruinen der antiken Stadt. Diese einzigartige Landschaft mit Kanälen steht unter Naturschutz. Zu sehen sind noch die Überreste eines ausgedehnten Theaters, der Stadtmauern und einige Felsengräber. Bekannt wurde Dalyan Ende der achtziger Jahre, als im Dalyan-Delta vor dem wunderschönen Iztuzu-Strand mit deutscher Entwicklungshilfe ein riesiges Hotelprojekt entstehen sollte. Hunderte von Naturschutzverbänden protestierten, die Pläne wurden schließlich eingestellt. Seit 1998 ein Sieg für die seltenen Vögel im Delta, ein Sieg für die Schildkröten, die am Strand weiterhin ihre Eier verbuddeln können, ein Sieg für die Hoteliers in der kleinen, nun europaweit bekannten Stadt. Dem Sturm der Entrüstung folgte ein Sturm von Touristen. Das „Open-Air-Thermalbad“, die Sultaniye-Therme sparten wir uns (Wassertemperatur 39 °, die Lufttemperatur war aber auch nicht weniger!), wichtiger war die paradiesische Bucht von Ekincik und die Bootsfahrt nach Kaunos durch die schilfbewachsenen Kanäle.

Vorbei an den in den Fels gehauenen Fürstengräbern, die zu den schönsten erhaltenen Beispielen des lykischen Totenkultes gehören, zur Ruinenstadt Kaunos. Hier begann einst das Reich der Karier. Gut erhalten ist ein 33 Reihen zählendes Amphiteater, außerdem sind noch Teile der Stadtmauer mit Türmen und eine byzantinische Basilika zu sehen.

Viel Spaß bereitete uns mal wieder die Saklikent Klamm oder Canyon. Der Canyon entstand vor über 40 Jahren durch ein Erdebeben und ist daher auch erst in den 80-iger Jahren entdeckt worden.

Der Canyon ist daher bekannt als das „Versteckte Tal“, 18 km lang, und ist eine der längsten und tiefsten Schluchten der Türkei. Das Felsmassiv, das bis zu 300 m hoch ist, ragt senkrecht nach oben. Über einen rund 200 m langen Holzsteg gelangt man zum Einstieg und ist teilweise für nicht ganz Geübte begehbar. Für Kletterbegeisterte oder Unverzagte (wie wir) ist es sogar möglich, den Canyon ganz zu erkunden, wobei Füsslinge oder Trekkingsandalen und Badesachen nicht vergessen werden sollten, da das Vorwärtskommen durch diverse Wasserbecken erschwert wird. Bis zur ersten großen Mauer hielten wir durch, dann war Rückzug angesagt. Die ganz Mutigen legten sich zum Schluss ins flache Wasser der Klamm und ließen sich zum Ausgangspunkt durch die Wasserströmung zurücktreiben, was mit etwas Geschick trotz des flachen Flussbettes gelang.

Unbeschwertes Tauchen in einsamen Buchten. Das Tauchboot brachte uns an alle entlegenen Stellen. Bei der Blauen Lagune von Kara Burun kann man in einem 70 m langen Tunnes unterwegs auftauchen. In der Trichterhöhle wartet ein Aufstieg in einem 11 mal 3 Meter großen Trichter und vor der unter Naturschutz stehenden Vogelinsel Nar Ad ist ein fischreiche Seilwand der Höhepunkt.

Marmaris, das antike Physkos, war einst eine blühende Handelsstadt. Doch nur wenige Überreste erinnern heute daran. Die Burg von Marmaris stammt aus dem 16. Jahrhundert aus der Zeit Suleiman des Prächtigen. Die Stadt gehört mit zu den beliebtesten Ferienorten der Türkei. Marmaris war diesmal nicht Ausgangspunkt unserer Türkeireisen, sondern das Ende unserer Tauchsafari.

Aber ohne den Besuch eines „Türkischen Bades“ (Hamam oder Hammam) wollten wir die Tour nicht beenden. Der Hamam ist im Gegensatz zur finnischen Sauna keine Trockensauna, sondern ein Dampfbad, welches meist aus Marmor mit einer kreisrunden Liegefläche in der Mitte des Raumes, dem sog. Nabelstein, besteht. Wir legten uns das dafür vorgesehene Handtuch (Pestemal) als Lendenschurz um und ließen uns verwöhnen. Nach dem Besuch des warmen Dampfbades folgt eine Phase der Erholung und Entspannung in einem kühleren Raum. Die folgenden Fotos zeigen deutlich, dass wir uns wohlfühlten!

Jürgen Lüder-Lühr
1. Vorsitzender