Reisebericht Malediven 1986
Lohifushi
Unsere allererste Malediven-Reise führte uns nach Lohifushi. Damals noch über eine Zwischenlandung in Sharjah/Oman. Von Male aus war eine über 2-stündige Weiterfahrt mit einem Dhoni arrangiert worden. Eine erste Begegnung mit Delphinen fand statt.
Lohifushi liegt am Außenriff des östlichen Teils des Nord-Male-Atolls. Die Insel ist in etwa 30 Minuten zu umrunden und gehört damit zu den größeren Inseln. Damals schon mit 60 „Bungalows“ erschlossen, es waren aber nur einfache 1-Raum-Hütten. Duschen mit salzhaltigem Brackwasser sowie Deckenventilatoren gehörten zum „Standard“. Bis heute wurde Lohifushi zweimal umgebaut, zuletzt nach der Tsunami, der diese Insel getroffen hatte. Alle Fotos geben die Situation der Insel von 1986 wieder.
Zu jener Zeit wurden die Bungalows und Einrichtungen auf den Malediven-Inseln mit Korallengestein, das aus dem Meer heraus gebrochen wurde und große Schäden in der Unterwasserwelt anrichtete, erbaut. Eines dieser Boote mit „Baumaterialien“ war so schwer beladen, dass es vor Lohifushi auf Grund gelaufen ist. Mit vereinten Kräften gelang es uns jedoch, dass Schiff mit diesem „Umweltfrevel“ wieder in tieferes Gewässer zu schieben.
Während an der Atollaußenseite der Insel schroffes Korallengestein vorherrscht, öffnet sich die Innenseite der Insel zu einer herrlichen Lagune, die den Hintergrund für herrliche Fotomotive bildete. Ein langer Bootssteg führt von der Innenseite der Insel zu dem weitläufigen, die Insel umgebenden Korallengürtel heran.
Tauchlehrer war Gerold Becker mit seiner Frau auf einer Sub-Aqua-Basis. Eine gut ausgerüstete Tauchstation, sogar mit einer Einmann-Deko-Kammer, fanden wir vor. Ein Restaurant, Coffeshop, eine Bar in Bootsform und Souvenirladen waren damals schon vorhanden. Erste Umbauten z. B. für ein „Open-Water-Restaurant“, waren jedoch schon zu erkennen. Aber auch die einzelnen Gewitter, die vorüber zogen, bildete eine gewaltige Kulisse für Fotomotive.
Bei Ebbe konnte man von Lohifushi zur benachbarten Insel Kanifinolu wandern, die unter italienischer Leitung des Club Valtur, der zum Club Med gehört, geführt wurde. Von hier aus konnten wie eine Trombe (Wasserhose) beobachten und in einem schönen Café entspannen.
Treffpunkt zum Relaxen war der weiße Strand und die Sandbank an der Nordspitze der Insel. Während Patrick mit seinen 4 Jahren der große Kokusnuss-Sammler wurde, brauchten wir nur noch eine Kokusnuss nach der anderen zu knacken.
Patricks Rufe nach Frank schallten über die Insel, und dann konnte man gleich die Reihenfolge der heran nahenden Fans beim Gang zum Essen erkennen: Vorneweg Frank, dann mit großem Abstand Patrick („Fraaaank!“ rufend), seinem „Kindermädchen“ hinterher laufend, denn der Rest der Clique.
Die ersten Tauchgänge mit Boot fanden zum Eingewöhnen am Hausriff statt, später an verschiedenen Außenkanälen mit zahlreichen Haibegegnungen, Gerifushi, To-lustu, Madufao, Little Hura, Furana, Lion’s Head u. a. Haifütterungen durch Gerald waren eine der Taucher-Höhepunkte. Roland folgte mit seiner Kamera einem Hai, ohne zu merken, dass er diesem mitten in die Haifütterung folgte. Gerold ist fast ausgeflippt, passiert ist dem „tapferen Schneiderlein“ zum Glück nichts! Aber auch Nachttauchgänge direkt am Steg, für viele von uns Neuland, nur mit „Klodeckel“ und Jeans ausgestattet, zeigten uns die Vielfalt der maledivischen Unterwasserwelt.
Schon damals wurden zur Abwechslung Bootstouren zum „Inselspringen“ angeboten, was wir ebenfalls nutzten und unter anderem die Eingeborenen-Insel Maabadhi besuchten. Durch Klein-Patrick konnte sehr schnell ein Kontakt mit den Inselbewohnern hergestellt werden, das Fotografieren eines Eingeborenen-Babys wurde jedoch nicht erlaubt. Obwohl der Rundgang auf der Insel überwiegend im Schatten der Bäume stattfand, machten uns die 35° Lufttemperatur und Luftfeuchte zu schaffen. Auf der Insel Asdoo wurde eine typisches maledivisches Picnic angeboten, und das Relaxen im Schatten von Palmen erzeugte wahrlich Malediven-Emotionen. Die Vorfreude auf diese Reise und die vielen Bilder im Kopf haben sich alle bestätigt.
Ein Tagesauflug nach Male und zum Wadu-Kanal folgten. Getaucht wurde natürlich auch an der 1981 gesunkenen „Maledive Victory“ (ohne Strömung!), die Kommandobrücke, der Schornstein und die Deckaufbauten waren fest in unserer Hand (keine fremden Taucher sichtbar), und auch die Schiffsschraube in 36 m Tiefe wurde nicht ausgelassen. In Male waren Ziele unserer Besichtigung das Medu Ziyarat (Grab von Abu-al-Barakat-al-Barbari (!), der die Malediven im Jahre 1153 islamisiert hat), Muleeaage (Residenz des Präsidenten der Malediven), die Hukuru Miskih (Freitagsmoschee, weit sichtbares Wahrzeichen von Male und die größte der 24 Moscheen Males) sowie der Sultans Park. Aber auch der Marine Drive, die Gemüsehalle und der Holzmarkt faszinierten uns genauso wie das quirlige Leben der Fischer und Händler.
In den Abendstunden genossen wir die wunderschönen Sonnenuntergänge, die übliche „Invasion“ (Hunderte roter Krabben machten sich geräuschvoll auf der Insel breit) fand pünktlich statt, und das abendliche Treffen am Strand unter dem südlichen Sternenhimmel wurde zum Erlebnis. In der Dunkelheit konnten wir erkennen, wie Muränen „an Land gingen“, um Krabben zu fangen.
Am letzten Abend vor der Rückkehr nach Deutschland (einige flogen jedoch noch nach Indien) fand Bernd Geburtstagsfeier statt mit einem eigens gedruckten T-Shirt: Bernd genannt Louis: daher der T-Shirt-Aufdruck: „Louis-Fushi“, außerdem erhielt er wegen seiner kurz geschorenen Haare den Titel „Jailhouse-Diver“.
Schon damals war uns klar: Die Malediven sehen uns wieder!
Jürgen Lüder-Lühr
1. Vorsitzender