Reisebericht Madeira 1989

Die Insel Madeira (was soviel wie „Holz“ bedeutet) ist zum wiederholten Male, so auch 1987 (siehe Reisebericht) und 1988, nicht nur Ziel unserer Club-, sondern auch Privatreisen.
Die Rollbahn bei Santa Cruz ist nur 785 Meter lang und fordert den Piloten ihr ganzes fliegerisches Können ab. Sie ist angeblich die kürzeste Jetpiste der Welt. Die Madeirenser nennen ihren Airport grinsend „Flugzeugträger“. Die Start- und Landebahn hört urplötzlich und steil über dem Meeresspiegel auf. Daher resultieren auch die ungewöhnlich rauen Landungen. Fallwinde aus dem „Campo“, dem gebirgigen Hinterland, machen den Piloten zusätzlich zu schaffen, wenn sie von See her die Insel anfliegen. Trotzdem, auch wenn man meint, das Fahrwerk kommt bei einer harten Landung plötzlich durch den Kabinenboden, braucht man keine Bange zu haben! (siehe Madeira 1987).

Untergebracht waren wir diesmal im Roca Mar in Canico de Baixo, wo sich auch die Tauchschule von Joe Klenk und Jörg Braun befindet. Mit 25 Teilnehmern genossen wir einen wunderschönen Ausblick vom Hotel auf das Meer, ca. 30 m über dem Atlantik. Mit gemieteten Autos wurde auf dem Weg zum Pico Ruivo die Korbfabrik in Camacha besucht. Und auf einem Markt war auch wieder „Bolo de caco“ heiß begehrt. Das mit ordentlich Knoblauchbutter bestrichene Gebäck besteht aus Weizen- und Roggenmehl. In den Teig kommt noch Kartoffelmus, das garantiert, dass sich das Brot länger frisch hält.

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In der Nähe des Wildbaches Ribeiro Frio, ungefähr 17 Kilometer von Funchal entfernt, in einer Höhe von 860 m über dem Meeresspiegel, entdeckt man inmitten eines heimischen Wildlorbeerwäldchens, ein Forsthaus mit Forellenzuchtbecken. Die hier gezüchteten Forellen werden später in den Bächen Madeiras ausgesetzt. Sie werden aber auch an Feinschmecker (wie wir!) oder aber auch Züchter verkauft. Das Forsthaus ist überdies von sehr schön angelegten Gärten umgeben, die zum Spazierengehen einladen. Das Forsthaus hat aber auch eine geographische Bedeutung, da sich hier der Schnittpunkt verschiedener Wanderwege befindet. Hier sowie bei allen anderen Aussichtspunkten wurde eine kleine Rast eingelegt, so auch oberhalb von Machico, beim Blick auf Canical und auf die Ostseite von Madeira.

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Wie bereits 1987 und 1988 wurde auch das Restaurant Boa Vista nicht ausgelassen, um bei Fado-Musik und Folkolore Espetadas (Fleisch am Lorbeerspieß) zu genießen. In den meisten Folkoloregruppen gibt es einen Minnesänger und eine Minnesängerin, die während der Tänze in einem Wettsingen über ihr Land, das Leben und die Liebe singen. Die bekanntesten Gruppen kommen aus dem Vorort Boa Nova und aus dem Korbflechterdorf Camacha.

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Auch Funchal stand wie immer auf dem Programm, das nur 20 Minuten von unserem Hotel entfernt liegt. Auf dem „Beatles“-Schiff Vagrant war auch eine Pause angesagt, um das Treiben am Hafen zu beobachten. Wie auch in den vergangenen Jahren, besuchten wie die Stickerei von Nellys Eltern (siehe Reisebericht 1987).

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Die berühmten Madeira-Weine konnten wir nach der Besichtigung der Madeira-Wein-Company mit anschließender Weinprobe testen. Nirgends sind die Madeira-Weine preiswerter zu kaufen wie hier auf der Insel. Madeira-Wein trank bereits im 18. Jahrhundert in ganz Europa, besonders zur Zeit der napoleonischen Feldzüge stieg der Umsatz enorm an. Mitte des 19. Jahrhunderts brachten Krankheiten empfindliche Einbußen für die madeirenser Weinbauern, die nun gezwungen waren, sich zur „Madeira Wine Company“ zusammenzuschließen. Heute ist sie eine Art Weinmuseum.

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Die Markthallen liegen gleich daneben und gehören zum Pflichtprogramm, sowohl die Fisch- als auch die Blumenhalle. Hier wird auch Madeiras berühmtester Fisch, der außerordentlich wohl schmeckende Espada angeboten. Dieser, in großen Tiefen (bis 1.800 m) lebende, aalähnliche Meeresbewohner lässt sich nur von den Berufsfischern aus Camara de Lobos und nur nachts aus dem Meer ziehen.

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Mit dem Bus ging es zum Monte, um sich die berühmten Korbschlittenfahrten nicht entgehen zu lassen. Der Monte ist am 15. August das Mekka der Pilger, die aus den letzten Winkeln Madeiras zu Fuß singend und betend herbeiströmen, um die 68 Stufen bis zur Wallfahrtskirche auf den Knien heraufzurutschen, bevor sie in die Kirche eintreten, um der Nossa Senhora do Monte zu huldigen und damit die promessa, das Gelübde, zu erfüllen, welches man in verzweifelter Situation ablegt.

Der Korbschlitten hat auf Madeira ein lange Tradition. Gestartet wird in Monte, und zwar auf der gleichen Strecke wie in alten Zeiten, dann geht es 4,8 Kilometer bergab in die Innenstadt. Von Schwindel erregendem Tempo wie in jenen alten Zeiten kann nach unseren Maßstäben natürlich keine Rede mehr sein – auch an den steilsten Stellen fährt der Schlitten nie schneller als 10 – 12 km/h. Jeweils zwei Männer laufen auf der Fahrt ins Tal nebenher, dirigieren, bremsen, schieben oder ziehen auch manchmal (auf geteerten Teilen der Strecke). Aber witzig ist die Fahrt immer noch.

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Camara do Lobos gehört sicherlich zu den schönsten Fischerdörfern.

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Auch der Caba Girao ist wegen der zweithöchsten Steilküste der Welt Ziel touristischer Ausflüge.

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Eine wunderschöne Wanderung entlang der Levadas in die Berge, an Wasserfällen vorbei und hindurch, brachte neben dem Tauchen auf Madeira die richtige Abwechslung. Levadas sind künstlich angelegte Wasserläufe – insgesamt 800 km lang und in ihrer Art einmalig auf der Welt – die die Insel kreuz und quer durchziehen. An einigen Stellen scheint das kostbare Nass in diesen kleinen Kanälen sogar bergauf zu laufen, ein Phänomen, das auf einer optischen Täuschung beruht.

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Einen weiteren schönen Abend verbrachten wir unterhalb des Hotels beim Barbecue und einheimischer Musik und Gesang.

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Eine große Inselrundfahrt führte uns über die Eira do Serrado in Richtung Curral das Freiras. Am Aussichtspunkt bei Encumeda kann man bis S. Vicente (Nordküste) und Ribeira Brava (Südküste) sehen. Über Ribeira do Seixal ging es weiter nach Porto Moniz, wo wir Irmis Geburtstag feierten.

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Jürgen Lüder-Lühr
1. Vorsitzender