Reisebericht Südafrika 2006
Tauchen mit dem Weißen Hai
Südafrika, eines der faszinierendsten Länder der Welt mit atemberaubenden Tauchgebieten. In diesem Reisebericht gehen wir nur auf drei wichtige Gebiete ein, bei denen sowohl die Walbeobachtung als auch der Weiße Hai eine Rolle spielen.
Um eines der bekannten Robbeninseln kennen zu lernen, wo auch der Weiße Hai jagt, fährt man mit einem Ausflugsschiff von Simon‘s Town zur Seal Island in der False Bay, insbesondere dann, wenn man keine Zeit hat, die vor Gansbaai gelegene Dyer Island aufzusuchen.
Nächste Station war das einst elegante Seebad Hermanus. Hauptattraktion ist hier die Beobachtung von Walen, die ab Juni aus der Südpolarregion zum Kalben hierher kommen. Nahe des alten Hafens alarmiert der Whale Caller mit einem Horn an der Uferpromenade die Touristen, wenn sein geübtes Auge eine riesige Schwanzflosse oder eine Atemfontäne draußen in der Bucht entdeckt har. Zuerst entdeckt man Buckel,- Finn-, Blau- und Killerwale sie die Southern Right und Pygmy Right Whales genannten Wale.
Die Walsaison, die auch mit dem Kalbern in Ufernähe verbunden ist, beginnt meist im Juni und endest meistens im Dezember. Hauptsaison sind September und Oktober. Seit 1998 erlaubt das südafrikanische Fischereigesetz auch das whale watching vom Boot aus. Auf der Suche nach ruhigen Buchten zum Kalben suchen die Wale auch die bereits o. a. False Bay, die Hout Bay, wo die Wale direkt beim Strandspazieren teilweise nur aus 10 m Entfernung beobachtet werden können, und die Walker Bay auf.
Das kleine Fischerörtchen Gansbaai 160 km südöstlich von Kapstadt liegt an der sogenannten Whale Coast. Die dicht vor der Küste liegende Shark Alley in Gansbaai (Gänsebucht) beherbergt die größte Weiße-Hai-Population der Welt und hat daher bei Hai-Fans einen besonderen Klang. Der beschauliche Ort ist für die Beobachtungen von Weißen Haien auch mit schönen kleinen Hotels zum Übernachten geeignet.
Vermutlich gehen die Ursprünge des Ortes auf die Schiffskatastrophe von 1852 zurück, als am Danger Point (Leuchtturm mit toller Aussicht) der britische Truppen-transporter „HMS Birkenhead“ auf Grund lief und alle 445 Männer in den Tod riss. Alle Frauen und Kindern wurden jedoch gerettet. Bis heute versteht man unter „Birkenhead Drill“ die Tradition, Frauen und Kindern in Krisensituationen bevorzugt zu retten.
Die etwa 3000 km lange Küste Südafrikas ist im Verlauf der Jahrhunderte für unzählige Menschen und Schiffe zum nassen Grab geworden. Man schätzt, dass ungefähr 2000 Schiffswracks in unmittelbarer Küstennähe liegen – ein Großteil davon auf dem Meeresboden vor Kapstadt. So warten beispielsweise im Rumpf der „Maori“ vor der Westküste des Kaps noch Porzellan und ungeöffnete Champagnerflaschen auf versierte Taucher. Nördlich der „Maori“ sind unter der Wasseroberfläche noch die Kanonen und der Anker des im Jahr 1698 gesunkenen Versorgungsschiffes „Het Huis te Kraaiestein“ auszumachen. Nahebei stößt man in 12 m Tiefe auf die Reste des Tankers „Antipodes“. Durch ein Loch im Maschinenraum gelangt man ins Wrackinnere. Langusten locken hier, doch messerscharfe Kanten mahnen zur Vorsicht. Und auch der oben genannten „HMS Birkenhead“ wurde mehrmals vergeblich versucht, die angebliche Goldladung im Wert von 300.000 Pfund zu bergen. Wrackreste, Uniformknöpfe und ein Sextant stellen die vergleichsweise magere Ausbeute der Schatzsucher dar. Sie werden im Antiquitätengeschäft von Claude Malan in Pretoria angeboten.
Wir waren bei Mike Rutzen Haikäfigtauchen (www.sharkdivingunlimited.com), wie auch Brad Pitt, Matt Daemon, Prinz Harry und viele andere Prominente (was wir vorher nicht wussten!). Great White Shark-Experte Mike Rutzen ist aber auch weltberühmt für freies Tauchen mit Weißen Haien.
Das Käfigtauchen (ohne Gerät) hat allerdings den Nimbus des „High-Action-Thrill“ verloren. Trotzdem steigen Puls und Atemfrequenz, wenn man im Käfig bei kalten Wassertemperaturen ausharrt und bei mäßigen Sichtweisen der Weiße Hai auftaucht.
Ausflüge sind vom Wetter abhängig, dauern ca. 4 Stunden und die Startzeit kann auch im Vorfeld der Reise bestätigt werden. Treffen zum gemeinsamen Frühstück in der Tauchbasis, Picknick und alkoholfreie Getränke an Bord der „Barracuda“. Handtücher und Tauchausrüstung inkl. Gewichte, die im Käfig auf einem Gurt diagonal über die Schulter getragen werden, werden an Bord gestellt. Drei bis vier Personen nebeneinander stehend passen in diesen Käfig, so dass für jeden freie Sicht ist. Mehrmaliges Abtauchen möglich. Nach der Ausfahrt gibt es eine heiße Dusche in der Basis.
Man muss nicht ein qualifizierter Taucher sein, denn nur durch einfaches Anhalten des Atems wird im Käfig abgetaucht, um den Hai unter Wasser erkennen und fotografieren zu können. Daher ist auch das Käfigtauchen für Kinder ab 12 Jahre erlaubt.
Trotz einer 99,99 % Erfolgsquote wird eine Sichtung nicht garantiert werden. Die Erfolgsquote spricht aber für sich. Wir haben acht Weiße Haie gezählt. Es wird jeden Tag getaucht, es sei denn, die Witterungsverhältnisse lassen es nicht zu.
Auf Grund der schlechten Sichtverhältnisse gelangen nur wenige Unterwasserfotos vom Weißen Hai. Trotzdem bleibt es bei einer faszinierenden Begegnung, wenn auch nur vom Käfig aus.
Wegen der Witterungsumstände kam es nicht zu einem Ausflug zur Dyer Island. Dyer Island ist vor allem wegen des gehäuften Aufkommens Weißer Haie rund um die Insel bekannt. Hier kann man beobachten (wie auf Seal Island), wie der Weiße Hai Seehunde erbeutet, die auf Geyser Island ihre Jungen gebären. Auch Wale können häufig gesichtet werden. Auf der Insel kommen zahlreiche Brillenpinguine vor. Auf Geyser Island gibt es eine Seebärenkolonie mit rund 50.000 Tieren.
Jürgen Lüder-Lühr
1. Vorsitzender