Reisebericht Karibik 1979
St. Lucia
Nach Dominica war St. Lucia bereits ein Jahr später unser nächstes Tauchziel, wieder in die Karibik. Mit dem Zug und dem ganzen „Tauchgerödel“, d. h. auch mit Tauchflaschen (!) ging es zunächst mit dem Zug nach Paris inkl. Stadtrundfahrt, bevor uns die Air France von Orly aus über Guadeloupe nach Martinique brachte.
Hier wollten wir im gebuchten „Malmaison“ in Fort-de-France übernachten. Eigentlich hätte uns schon der Name des „Hotels“ stutzig machen müssen. Aber als wir unsere Zimmer beziehen wollten, folgte ein Schrei nach dem anderen und das auf zwei Etagen: Wir waren in einem Bordell gelandet, das wohl vorübergehend als Hotel dienen sollte und voller Kakerlaken war. Beim Öffnen der Schränke „bewegte“ sich die Schrankwand, die so voll von Kakerlaken waren und offensichtlich durch unser Geschrei erst recht in Aufruhr gerieten. Überall rannten Hunderte von Kakerlaken herum. Auf den „Fluchtwegen“, de, Treppenaufgang, waren sie auch zu finden. Mit Geschrei und Getöse verließen wir fluchtartig das „Hotel“ und um 23.00 Uhr saßen wir alle auf unseren Koffern und Tauchflaschen vor dem Hotel, die wir zum ersten Mal, aber dann nie wieder, mitgenommen hatten. Was für ein Schwachsinn! Auch „Hai-Abwehrrstöcke“ waren da, um die vielen zu erwartenden Haiattacken in der karibischen See abzuwehren! Gesehen haben wir aber nur einen Hai.
Müde und kaputt beschlossen wir, auf der Straße oder auf Parkbänken zu schlafen, da der Weiterflug nach St. Lucia erst am nächsten Morgen eingeplant war. Aber zum Glück kam ein Holländer vorbei, der auf Grund seiner Beziehungen uns nach und nach privat oder in anderen Hotels unterbringen konnte. Was für ein karibische Nacht!
Der Flug mit einer alten Propellermaschine von Martinique nach St. Lucia war schon das nächste Abenteuer: ölverschmierte Turbinen, Öl lief auf die Tragflächen, Anschnallen teilweise nicht möglich. Aber wir landeten wohlbehalten in St. Lucia.
In der Nähe des Cap Estate waren wir privat untergebracht, der größte Teil der Clubmitgleider wohnte bei Liz und Strakki. Zimmer und sonst alles o k., Liz war der personifizierte Geiz und eine langsame Köchin. Als Hildegard erkrankte und Liz um eine Banane bat, wollte sie diese in Rechnung stellen. Ehe wir unser Essen bekamen, hatte Strakki mit seinen selbst gebastelten Pina Coladas uns so unter Alkohol gesetzt, dass wir fast nicht mehr hungrig waren.
St. Lucia gehört wie Dominica zu den kleinen Antillen und liegt zwischen St. Vincent und Martinique. Berge mit üppiger Vegetation und leuchtenden Blüten, stillen Buchten, endlosen Palmenstränden garantieren echten Karibik-Flair. Damals war das zwischenzeitlich berühmt gewordene Hotel „Anse Chastenet“ nur ein 2-Sterne-Hotel mit 40 Betten. Die „Pitons“, zwei spitzkeklige Vulkanberge, sind das Wahrzeichen der Insel. Sie ragen 1 km steil aus dem Wasser, und die Seilwände unter Wasser sind ein ausgezeichnetes Tauchrevier. Auf einer Inselrundfahrt mit Jeeps ging es vorbei am Gouverneurs-Palast. Von Soufière im Südwesten gibt es eine Straße in Richtung Fond St. Jaques durch das Zentrum des Regenwaldes mit weiten Blicken über die umliegenden Berge und Dörfer. Soufrière ist ein historisches Dorf und Ausgangspunkt des Besuches der Schwefelbäder, welche schon König Ludwig XVI zu schätzen wusste.
Genau in der Mitte der Insel befindet sich Barre de l’Isle, der höchste Punkt des Regenwaldes, den unsere Jeeps (erste Ausgabe von Suzuki) nur „holpernd und stolpernd“ schafften.
Pigeon Point ist der ideale Platz für eine Rast. Piraten und später Admiral Rodneys britische Flotte hatten hier ihr Hauptquartier, Rodney gewann hier 1782 die „Battle of the Saints“. Die Ruinen der Festung sind noch vorhanden. In Paux Bouche soll sich der Geburtsort der Kaiserin Josephine von Frankreich befunden haben.
Die Marigot Bay zählt zu den schönsten Buchten der Karibik und war Zufluchtsort vieler Schiffe während der Kolonialzeit. Die zauberhafte Bucht war Hollywood-Kulisse für Walt Disney’s „Dr. Doolittle“. Unser Zufluchtsort hieß hier „Hurricane Hole“. In „Clouds Nest“ nahmen wir auf der Fahrt unser Mittagessen ein.
Und in der Hauptstadt Castris darf der Besuch des Hafens nicht versäumt werden. Wir hatten jedoch auch die Gelegenheit bekommen, eine „geschlossene“ Anstalt zu besuchen.
Auf der „Mako“, unser eigens für den Club gechartertes Tauchboot, fühlten wir uns wie die Helden: wenig Taucherfahrung, selbst „Klodeckel“ oder Ähnliches Fehlanzeige, aber eine große Klappe. Tauchflaschen wurden bei der Feuerwehr gefüllt, so schmeckte die Luft auch, unsere Hai-Abwehrstöcke wurden nur noch zum Festhalten des Tauchpartners benutzt, Tiefentauchgänge bis zu 60 Meter waren angesagt, bis wir uns vernünftiger Weise an Tauchregeln hielten. Alle Tauchfahrten starteten im Hafen von Castris, Stimmung war super und die karibische Unterwasserwelt verzauberte uns als „Dive-Youngsters“.
An der „Smuggler’s Cove“ ruhten wir uns mit einem kühlen Bier aus, und die Drinks im Steigenbergers „Cariblue“ überzeugten uns! Aber auch die Steelbands gehörten einfach dazu. Wie wir dann selbst Coconut-Punches herstellen konnten, das brachte uns Strakki bei.
Aber auch das Nachtleben wollten wir „erfühlen“. Mit mehreren Jeeps fuhren wir vor eine Disco. Da fast alle „Parkplätze“ belegt waren, stellten wir unsere Jeeps an einer so schrägen Hanglage ab, das einer umstürzte. Nachts wurde notdürftig repariert! Die Disco war voller schwarzer Leiber, Blues war angesagt, richtig geil und zur Nachahmung und Mitmachen empfohlen. Selbst die Präservative waren schwarz, so schwarz wie unsere Gedanken. Die Präservative nahmen wir als „Geschenkpackungen“ mit! Es gibt manchmal auch schönere Dinge als Tauchen.
Jürgen Lüder-Lühr
1. Vorsitzender