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Giftige Meerestiere
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Würfelqualle und Seewespe
(Engl.: box-jellyfish and sea wasp)
Die Würfelquelle ist ohne Zweifel das gefährlichste Nesseltier. Dutzende Todesfälle sind in Nord-Queensland und Darwin registriert. Forscher schätzen, dass in jedem Jahr mindestens ein Kind, die besonders gefährdete Personengruppe, an den Folgen von Nesselverletzungen stirbt.
Die Seewespe ist auch eine Würfelqualle, hat jedoch weniger und kürzere Tentakel, sowie einen Schirmdurchmesser von nur 7 cm. Ihr spezielles Gift hat ähnliche Eigenschaften wie die "große" Würfelqualle. Auch das Verletzungsmuster ist ähnlich: rote Striemen auf der Haut. Die allgemeinen Symptome sind jedoch meist leichter Natur. Im australischen Sprachgebrauch werden daher vielmals für dasselbe Nesseltier die Begriffe Würfelqualle und/oder Seewespe verwendet.
Verbreitungsgebiete:
Nord- und Ostküste Australiens, aber auch im ganzen westlichen Pazifik ver-breitet (Papua Neuguinea, Salomonen, Borneo, Malaysia, Philippinen).
Vergiftungsumstände:
In Australien ereignen sich die meisten Unfälle im Dezember und Januar, zumindest selten im dortigen Winter (Juli bis August). Ausnahme: die Küste um Darwin zu jeder Jahreszeit. Meist nach stürmischem Wetter, an heißen Tagen und bei bedecktem Himmel finden sich Massenansammlungen von Quallen im seichten Küstengewäs-ser. Im trüben, oft nur knietiefen Wasser ist die Würfelqualle praktisch nicht zu sehen. Betroffen sind vielfach Kinder, sowie Schwimmer. Häufig wickeln sich die langen Tentakeln um Beine und Arme. Die oft mehrere Meter langen Tentakeln sind dicht mit Nesselzellen besetzt und kontrahieren sich bei Kontakt, Auf diese Weise kommen weitere Nesselkapseln mit dem Opfer in Berührung und entladen sich.
Vorsichtsmaßnahmen:
Treten die Quallen auf, was meist erst bemerkt wird, wenn jemand schmerz-haften Kontakt mit ihnen hatte, so werden in der Regel die Badestrände in Australien gesperrt („jellyfish alert“). Unter diesen Umständen ist es unbedingt zu vermeiden, ins Wasser zu gehen. Tauchanzüge, „stinger-suits“, aber auch Stoffhemd -hose schützen vor Nesselverletzungen. Generell ist das Baden an einsamen Strän-den, vor allem allein, in den häufig betroffenen Gebieten riskant.
Vergiftungserscheinungen:
Der Kontakt mit den Tentakeln führt unmittelbar zu einem starken brennenden Schmerz, der sich über die nächsten 15 Minuten wellenförmig verstärkt. Der Ver-letzte reagiert häufig irrational, weint und schreit. Die betroffenen Hautregionen zeigen striemenartige, bläulich-braune Streifen oder abgesetzte, leiterähnliche Haut-eruptionen. Ein Ödem, starke Hautrötung und Blasenbildung folgen. Die Hautreak-tionen bleiben bis zu zwei Wochen bestehen, es bilden sich Nekrosen, die nur lang-sam unter Narbenbildung abheilen.
Abhängig von der Größe der Qualle sind die Symptome mehr oder minder schwer. Bei größeren Quallen mit über 15 cm Schirmdurchmesser ist in der Regel mit schwe-ren Vergiftungsfolgen zu rechnen. Auch die Länge der Striemen auf der Haut gibt Hinweise für die Prognose. Bei ausgedehnter Vernesselung (Länge der Striemen insgesamt über 6 Meter) kann Bewusstlosigkeit innerhalb von Minuten oder selbst Sekunden eintreten, das Opfer hat mitunter keine Chance mehr, das Ufer zu erreichen. Der Tod tritt infolge von Atemstillstand und Herzversagen schnell ein.
Erste Hilfe:
Ein spezifisches Antidot für Tetrodotoxin gibt es nicht.
- Wasser sofort verlassen bzw. Verletzten sofort bergen, da Gefahr des Ertrinkens besteht.
- Beruhigend auf den Verletzten einwirken.
- Bewegungen vermeiden, betroffene Hautregionen nicht berühren oder mit dem Handtuch abwischen.
- Für die Inaktivierung der Nesselkapseln hat sich Haushalts-Weinessig (5 %-ige Essigsäure) bewährt. Die Haut soll damit übergossen werden, auf noch anhaftende Tentakeln besonders intensiv einwirken lassen, förmlich einweichen.
- Keinen Alkohol oder Süßwasser verwenden, da dies mit Sicherheit zur Entladung weiterer Nesselkapseln führt.
- Wenn Weinessig (auch Essigsäure bis 10 %) nicht vorhanden ist, mit viel See-wasser abspülen, u. U. Sand auftragen, voll saugen lassen und mit Messerrücken (Tauchermesser) vorsichtig abschaben. (In Australien werden an den betroffenen Stränden Flaschen mit Weinessig aufgestellt).
- Puls und Atmung überwachen, bei Atemstillstand sofort Mund-zu-Mund-(oder -Nase-Beatmung), bei Herzstillstand externe Herzmassage.
Die Verletzungen dürfen keinesfalls unterschätzt werden, vor allem bei Kindern ist sofort der nächste Arzt aufzusuchen.
In Australien steht zur Behandlung von schweren Vergiftungen einen spezifisches Antiserum zur Verfügung.
Antiserum ist dann indiziert, wenn Bewusstlosigkeit, Atem- oder Herz-Kreislaufprobleme auftreten. In der Regel ist es erst dann anzuwenden, wenn die Erste Hilfe-Maßnahmen durchgeführt (Inaktivierung und Entfernung der Tentakeln) und Herz-Kreislauf-Funktionen stabilisiert wurden.
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