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Open Water
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Vergessen und Verloren
5 Taucher trieben mehr als 24 Stunden vor der Küste Sri Lankas".
„12 Taucher trieben im Roten Meer von ihrem Safariboot ab, bis sie nach 11 Stunden gerettet wurden". „ 2 Taucher eines Tauchvereins wurden im Roten Meer vergessen, 15 Mitglieder dieses Vereins haben nichts davon bemerkt".
„5 Taucher in den Malediven spurlos verschwunden".
Vergessen und verloren. Ob auf den Malediven, im Roten Meer oder Mittelmeer, immer wieder hört man von Tauchern oder in den Nachrichten, die stundenlang, manchmal mehrere Tage im Meer ausharren mussten, bis Rettung nahte. Die Taucher wurden schlichtweg „vergessen", verursacht durch schlampiges Ein- und Auschecken durch Tauchguides, Crewmitglieder oder sogar eigene Vereinsmitglieder. Leider zu oft führt dieses „Vergessen" zu tödlichen Folgen. Genau dieses Themas nimmt sich der Film „Open Water" an.
Tatsache im Fall „Open Water" ist: Tom und Eileen Lonergan waren Tauchtouristen, die 1998 am Great Barrier Reef „vergessen" wurden. Nach ihrem dritten Tauchgang am Außenriff tauchen die beiden auf und ihr Schiff ist verschwunden. Offensichtlich hat es an Bord einen Zählfehler gegeben. Auch später im Hafen erkennt niemand, dass zwei Tauchflaschen und Bleigurte fehlen. Die Tauchtasche der beiden Taucher an Bord wird auch nicht bemerkt. Einen Tag später fährt das Tauchschiff „Outer Edge" erneut an den gleichen Tauchplatz. Obwohl ein Taucher sechs Bleistücke im Sand findet, ahnt die Crew immer noch nichts von ihrem fatalen Fehler. Erst einen Tag später entdeckt Skipper Jack Naim an Bord seines Schiffes die Tauchtasche des Ehepaares. Er leitet eine Suchaktion ein, die am nächsten Tag mit Flugzeugen, Helikoptern und Booten beginnt.
Zu diesem Zeitpunkt dürften die beiden bereits tot sein. Wochen später werden ihre Jackets mit Flaschen und ein Tauchanzug an Land gespült.
Experten spekulieren, dass die zwei, hilflos in der Strömung treibend, dehydrierten und ins Delirium gekommen waren. So hätten sie am Ende geistig verwirrt oder, weil sie vielleicht Land und Rettung nah wähnten, aus freien Stücken ihre Jackets und Tauchflaschen „weggeworfen". Das ist die eine Theorie, die möglich wäre. „Open Water" dagegen knüpft an Haiattacken und deren Folgen an, die ebenfalls so möglich wären (Wieso zieht einer der beiden Taucher den Tauchanzug aus, der später gefunden wurde?).
Entscheidend ist jedoch, dass die Ursachen zu diesem Unglück, dann erst subsidiär die möglichen Folgen, zu einer notwendigen Taucher-Diskussion führen sollten. Viele Taucher haben die gleichen Situationen an Bord von Tauchschiffen und später nach dem Auftauchen erlebt, wie sie der Film schildert. Tatsache ist weiterhin, dass Skipper Jack Naim wegen Totschlags angeklagt, in einem vieldiskutierten Prozess aber von der Jury freigesprochen wurde. Naim ging anschließend Pleite. Der Tauchguide dagegen wurde zu einer Strafe von 27.000 Dollar verurteilt. In anderen Fällen, so z. B. im Roten Meer, wurden der Kapitän und der Tauchguide entlassen. Das alles hilft aber weder den geretteten, den tot aufgefundenen oder für immer verschwundenen Tauchern.
Damit der Tauchtraum nicht zum Albtraum wird, sollen einige wichtige Hinweise über die Gefahren und Konsequenzen bei „Vergessen" weiterhelfen.
Forschungen und Ergebnisse über Haiangriffe, speziell bei abgetriebenen Tauchern, gibt es nur spärlich. Wie soll man sich also verhalten? Rumzappeln und hektisches Paddeln bringen nichts und erregen unter der Wasseroberfläche mehr Aufsehen als ruhiges Dahintreiben. Es ist eher die Neugier, die sie manchmal einen „Probebiss" ausführen lässt. Konsequenz: Ruhiges Verhalten auf See und vor allem dafür sorgen, dass die Gruppe eng beisammen bleibt. Das schreckt den Hai ab. Hier die Top-Seven in der Reihenfolge der registrierten unprovozierten Haiangriffe:
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Top-Seven der Haiangriffe
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1. Weißer Hai
3. Gemeiner Grundhai (Bullenhai)
5. Schwarzspitzenhai
7. Hammerhai (verschiedene Arten)
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2. Tigerhai
4. Sandtigerhai
6. Gattung der „Menschenhaie", wie z. B.
Weißspitzenhai oder Mako
Weitere 36 Haiarten sind registriert, aber nicht wirklich von Bedeutung. Die 7 genannten Arten/Gruppen machen über 80 % der bekannten Haiattacken aus. Darunter auch die meisten mit tödlichem Ausgang.
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Wenn der Körper streikt: Die 5 Top-Gefahren
1. Dehydration
Beim Tauchen wird vermehrt Urin produziert, und auf diese Weise wird Körperflüssigkeit verloren, bewusst wird auch oft die „Taucherheizung eingeschaltet'. Doch das passiert auch - in leicht abgeschwächter Weise - beim Treiben an der Oberfläche. Die vermehrte Abgabe von Flüssigkeit kann aber nicht ausgeglichen werden: Salzwasser ist nicht trinkbar! Tut man es dennoch, verstärken sich Durst und Flüssigkeitsverluste, denn das salzreiche Meerwasser zieht Flüssigkeit in den Darm, sodass es zu Durchfällen und dadurch zu weiterem Flüssigkeitsverlust kommt. Folge: Entkräftung und Krämpfe bis hin zum Volumenmangelschock.
2. Auskühlung
Wasser hat eine viel höhere Wärmeleitfähigkeit als Luft. Daher kühlt ein Mensch im Wasser schneller aus. 24 ° C Lufttemperatur werden als angenehm empfunden, bei gleicher Wassertemperatur kommt es jedoch innerhalb kurzer Zeit zur Auskühlung. Eine solche Auskühlung kann, abhängig vom Ausmaß der Unterkühlung, lebensbedrohlich werden. Ein entsprechend der Klimalage und Wassertemperatur angepasster Tauchanzug ist daher hilfreich, auch Handschuhe sollten nicht fehlen. Ein Shorty kann schön, gemütlich und bequem sein, ist aber kein guter Wärmespeicher.
3. Müdigkeit
Mit und ohne Flüssigkeitsverlust und Unterkühlung wird man irgendwann ermüden oder gar einnicken. Dann droht das Ertrinken, denn kaum ein Jacket gewährleistet heute noch eine umfassende ohnmachtsichere Lage.
4. Sonnenstich
Obwohl der Körper stark auskühlt, werden durch direkte Sonneneinstrahlung auf den Kopf die Hirnhäute gereizt und das Hirn schwillt an. Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und sogar Bewusstlosigkeit können die Folge sein. Obendrein kann es auch noch zum heftigen und sehr schmerzhaften Sonnenbrand im Gesicht kommen.
5. Angst und Hoffnungslosigkeit
Aus Stress erwächst Angst („Angst-Stress-Kreislauf") und dies kann zu Panik führen. Panik wiederum kann zu unüberlegten Handlungen führen. Und Hoffnungslosigkeit mindert die Überlebenschance. Wer sich selbst aufgibt, der hat fast schon verloren, hat keine Kraft mehr zu kämpfen. Deshalb: Gegen die Angst und gegen die Müdigkeit kämpfen! In der Regel wird das „Vergessen" glücklicher Weise irgendwann bemerkt und eine Suchaktion gestartet.
Vergessen im Meer? - So verhalten Sie sich richtig
1. In der Gruppe eng zusammenbleiben. Sich gegenseitig halten oder mit den Bleigürteln einen Ring bilden (auch die mindestens 5 m langen Schnüre an den Rettungsbojen können eingesetzt werden, wobei das Tauchermesser bei erforderlicher Trennung hilfreich ist). Eine Gruppe ist viel leichter auszumachen als einzelne Taucher. Außerdem kann man versuchen, umschichtig um Hilfe zu rufen oder auf sich aufmerksam zu machen, während andere aufpassen.
2. Ruhe bewahren und sich nicht verausgaben. Ist Land in der Nähe, versuchen, als Gruppe hinzuschwimmen. Ist die Entfernung zu groß oder wird man von Strömung gehindert, rechtzeitig die Unmöglichkeit des Unterfangens erkennen. Dann heißt es: Möglichst wenig bewegen und in einer Kauerstellung beieinander bleiben. Das verringert Wärmeverluste.
3. Niemals auf den Schnorchel beim Tauchen verzichten! Der Schnorchel sichert beim Treiben an der Oberfläche das Überleben, besonders bei großem Wellengang. Ein Abtauchen bei ruhiger See kann beim Auftauchen in einem Unwetterfiasko enden.
4. Beim Tauchen vom Boot immer Signalmittel dabei haben. Trillerpfeife, Strömungsbojen oder -bälle, „Blitzlichter" und Signalpistolen gehören neben einer Taucherlampe ebenso wie ein Kompass zur Grundausstattung, insbesondere in strömungsstarken Gebieten. Taucherlampen und sonstige Lichtquellen sind nicht nur zur Nachtzeit unentbehrlich. Selbst im Sonnenlicht ist eine Taucherlampe mehrere Kilometer weit zu erkennen. Noch besser wäre das Mitführen eines (Kosmetik-) Spiegels (!): Im Sonnenlicht kann ein einfacher Spiegel Licht von einer Stärke von 5 bis 7 Millionen Kerzen produzieren. Der so reflektierte Sonnenstrahl kann sogar noch hinter dem Horizont gesehen werden.
5. Sich sinnvoll der überflüssigen Ausrüstung entledigen. Ist damit zu rechnen, dass das Treiben mehrere Stunden dauert, überflüssige Ausrüstung wegwerfen. Aber mit Bedacht handeln! Immer überflüssig ist zum Beispiel Blei (auch in der Weste), nicht aber der Gurt. Im Einzelfall sind auch leere Tauchflaschen überflüssig. Vor dem Wegwerfen bzw. Loslassen aber prüfen, wie sich die Schwimmlage mit und ohne Jacket ändert! Immer behalten: Jacket (mit integriertem Messer) und ABC-Ausrüstung (Maske, Schnorchel, Flossen).
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